eHealth Forum: Digitale Aufholjagd mit der ePA für alle

Ohne Digitalisierung geht es nicht mehr

eHealth Forum Freiburg, 20. April 2024, Diskussionsrunde

Rund 200 Teilnehmende haben am Samstag beim eHealth Forum in Freiburg über die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen diskutiert. Im Mittelpunkt stand die elektronische Patientenakte (ePA) für alle, die ab 15. Januar 2025 für alle Versicherten eingesetzt wird. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) informierte über den Ausbau ihrer digitalen Angebote.

Ausbildungsangebot zum Digi-Manager

Vor einem Jahr wurde auf dem eHealth Forum das Ausbildungsangebot der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe zur Digi-Managerin vorgestellt, das auf großes Interesse stieß. Viele Teilnehmer wünschten sich ein ähnliches Angebot für Baden-Württemberg. Innerhalb eines Jahres hat die KVBW gemeinsam mit der Landesärztekammer nun ein Curriculum für eine solche Ausbildung entwickelt. „Im Herbst wird in unserer Management Akademie eine solche Ausbildung starten“, so KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun. „In unseren Praxen wird dann fachkundiges Personal mit erweiterten Kompetenzen zu TI-Themen, IT-Sicherheit und anderen digitalen Anwendungen zur Verfügung stehen.“

Digitalisierung startet

Auch beim Ausbau der digitalen Services für die Mitglieder hat sich viel getan. „Für die Digitalisierung der Antragsverfahren für genehmigungspflichtige Leistungen kann ich Vollzug melden“, so Braun. Die KVBW gehe Digitalisierungsthemen offensiv an und sei auf dem richtigen Weg. In Kürze wird die digitale Bearbeitung der sachlich-rechnerischen Berichtigung der Abrechnung für die Mitglieder möglich sein. Welche digitalen Services es im Mitgliederportal gibt und welche noch geplant sind, berichtete das KVBW-Team Karin Kaufmann und Lars Wiezorreck.

Sebastian Zilch vom Bundesgesundheitsministerium stellte klar, dass es für einen erfolgreichen Digitalisierungsprozess eine Strategie brauche, die es in Deutschland seit dem vergangenen Jahr gibt. Zu den drei Eckpfeilern gehören eine funktionierende Technik, strukturierte Daten und definierte digitale Prozesse. Die elektronische Patientenakte gilt als Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. In der ePA werden alle wichtigen medizinischen Informationen in Form von Daten und Dokumenten eines Versicherten gesammelt. „Die ePA schafft sofort Mehrwerte, weil sie viele wichtige Inhalte enthält“, betonte Zilch. Dazu gehörten die Medikamentationsliste, OP-Berichte, Arzt- und Krankenhausentlassbriefe.
Lena Dimde von der gematik stellte die Vorteile heraus, vor allem auch für Praxen. „Die ePA soll sich in den Behandlungskontext einfügen. Das heißt, sobald ein Patient oder eine Patientin die Versichertenkarte abgegeben hat, ist der Zugriff auf die ePA möglich.“ Kritikpunkte der Ärzteschaft beziehen sich oftmals auf die Frage, wie die Inhalte der ePA aufbereitet sind und Sicherheitsrisiken. „Die Akte wird sukzessive befüllt.“ Die ePA für alle ist zum Start nicht leer, sondern enthält die Abrechnungsdaten der Krankenversicherung aus den letzten Jahren sowie Medikationsdaten aus dem E-Rezept-Fachdienst. Zum Umgang mit sensiblen Daten erklärte Dimde, dass es möglich sei, auch bestimmte Dokumente in Absprache mit dem Patienten nicht in die ePA zu laden. Die Sicherheit werde unter anderem durch die Verschlüsselung der Daten gewährleistet. Jeder Zugriff auf die Daten der Akte wird für den Versicherten protokolliert, so dass nachvollzogen werden kann, wer wann auf die Daten zugegriffen hat.

Anwendungsbeispiele der digitalen Gesundheitsversorgung

Warum Gesundheitsdaten für die Forschung und Wissenschaft relevant sind, erläuterte Prof. Dr. Dr. Melanie Börries von der Universitätsklinik Freiburg anhand des molekularen Tumorboards ihrer Klinik. In dem interdisziplinären Team werden mit Hilfe aufwendiger Datenanalysen Therapieoptionen für besonders schwere Krebsfälle entwickelt. Börries warb für das Gesundheits­datennutzungs­gesetz, das ein wichtiger erster Schritt sei, um Voraussetzung für eine personalisierte Medizin zu schaffen.
Zur Bedeutung einer digitalen Identität im Gesundheitswesen informierte Chief Digital Officer Marek Rydzewski von der Barmer. Digitale Identitäten sollen künftig als Alternative zu Gesundheitskarten (eGK) eingesetzt werden. Die Versicherten können sich dann mit dem Smartphone in Apps wie das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte einloggen. Bekannt ist das bereits aus vielen anderen Lebensbereichen, z. B. beim Zugang zum Bankkonto. Rydzewski hob die hohen Sicherheitsanforderungen hervor, die für eine digitale Identität wie auch für das E-Rezept und die ePA gelten.
Zu den Projekten im Bereich der Digitalisierung in Baden-Württemberg gehört das Projekt „TeleCare – Einführung einer digitalen interprofessionellen Televisite“, das Prof. Cornelia Mahler und Dr. Hannah Haumann vom Universitätsklinikum Tübingen vorstellten. Durch die Einführung einer digitalen interprofessionellen Televisite soll die Versorgung der häuslich versorgten Pflegebedürftigen verbessert werden. Dabei ist der sichere Austausch von patientenbezogenen Daten zwischen Pflegediensten und Hausarztpraxen Voraussetzung.
Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung digitaler Innovationen und KI-Anwendungen zeigte Prof. Oliver Opitz von der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg am Beispiel des Reallabors. Das Ziel ist, einen Experimentierraum für die Akteure im Gesundheitswesen zu schaffen, um KI-gestützte Methoden in der Gesundheitsversorgung zu erproben.

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